Die Kehrtwende kommt
Nun aber erhält die Debatte u.a. durch den frisch gebackenen französischen Präsidenten François Hollande neuen Auftrieb. (Man sollte sich nicht zu viel von einem Sozialisten im Élysée-Palast erwarten; da muss man auch nicht gleich an Mitterrand Mitte der 1980er denken. Hollande's Berater klärt in der FTD auf:
"Mangelt es den Franzosen an dem Glauben, dass die Lasten gemeinsam getragen werden, lassen sich die Opfer, die zum Erreichen der Haushaltsdisziplin notwendig sind, nur schwer ertragen.") In der Frage, dass nicht nur die öffentlichen Ausgaben gekürzt, sondern auch "Wachstumsimpulse" gesetzt werden müssten, um die sog. Euro-Krise zu überwinden, sind sich ja alle (zumindest dem Worte nach) inzwischen einig - nach Wochen der Debatte.
Auch die OECD, die der Arbeitnehmerfreundlichkeit wohl kaum verdächtig ist, mahnt einen "Wachstumpakt" und "gemeinsam garantierte Staatsanleihen" (Eurobonds) an, wie die FTD berichtet. Dem wird sich die Bundesregierung nicht ewig entgegenstellen können. Wenn die Knochenmühle der Lohnarbeit, der "Konjunkturmotor", wieder anläuft, ist für die Lohnabhängigen jedoch an sich noch nichts gewonnen. Auf überlange Arbeitszeiten insbesondere schlecht entlohnter ArbeiterInnen wies jüngst das Institut DIW (Bericht als PDF hier) hin, und: mit der Konjunktur zieht immer auch die Zahl der Arbeitsunfälle an.